Ihr Lieben
Seit dem letzten Post haben sich die Ereignisse wieder förmlich überschlagen. Eine wahre Achterbahn der Gefühle liegt hinter mir.
Natürlich gehen kindische Machtkämpfe wie derjenige im Büro von Johannes Zuber nicht spurlos an mir vorbei, auch wenn ich mir dies äusserlich selbstverständlich nicht anmerken lasse. Schon wieder ein übel eskalierter Konflikt! Habe ich die Chance, R. wieder ein Stückchen näher zu kommen, durch mein impulsives Verhalten nicht ein weiteres Mal selber zunichte gemacht?
Besonders irritiert hat mich natürlich, dass auch mein Paps fand, ich hätte die Sache bereits nach zwei Minuten vermasselt. Und ja, diesmal hat er insofern recht gehabt, als dass ich Herrn Zuber eigentlich gar keine echte Chance eingeräumt habe. Mein Eindruck vom Juni 2019 sass so tief, dass ich beim geringsten Reiz („nicht zuständig“, „Rachid geht es gut“ und „nicht mein Auftrag“ gleich volle Kanne auf ihn einzudreschen begann. Verbal natürlich! Keine Sorge, Herr Zubers Büro mit dem weichen Teppich, den Familienfotos an der Wand und dem grossen Fenster ist noch komplett heil!
Nach einem 45minütigen Sitzstreik im Büro des armen Psychologen ist dann schliesslich der Leiter der Erziehungsberatung aufgetaucht. Und der machte mir ein Angebot! Er stellte mir in Aussicht,mich am nächsten Tag anzurufen und das weitere Vorgehen mit mir zu besprechen. Er verfügt anscheinend über die erforderliche Portion Empathie und erkannte, dass hinter meinem arroganten, äusserlich aggressiven Auftreten die pure Verzweiflung steckte. Und natürlich die anggestaute Frustration über die erlebte Fehlverurteilung und Missachtung.
Nachdem Herr B. mir seine Mail-Adresse gegeben hatte, verliess ich – meinen aufatmenden Paps noch immer an der Seite – anstandslos Herrn Zubers Büro.
Noch vor Mitternacht desselben Tages verfasste ich die verabredete Email. Nach einem langen Oak-Spaziergang und dem ausführlichen Blogging hatte sich meine anfängliche Verzweiflung wieder in einen leisen Optimismus verwandelt. Wäre mir überhaupt etwas Anderes übriggeblieben als dieser Sitzstreik? Wäre ich damit nicht erneut für Monate ausgebootet gewesen? Hätte ich nicht diese zwei Minuten des persönlichen Kontakts mit Herrn B. gehabt, hätte ich mich nach den gemachten Erfahrungen niemals mehr an irgendwen von der Erziehungsberatung gewandt. Zu stark wären nicht nur meine Ressentiments, sondern auch meine Ängste gewesen, wieder einmal wie ein lästiges Insekt weggescheucht – oder noch übler – einfach ignoriert zu werden.
Im Laufe des gestrigen Tages wandelte sich meine anfängliche Zerknirschtheit dann in eine Art übermütigen Triumphs, bei der es mir selbst nicht ganz wohl war. Endlich hatte ich es einem Mitglied dieser Kinderzuteilungsgarde richtig heimgezahlt, ohne dabei selbst die Nerven zu verlieren! Dass Zuber dabei das Bauernopfer war, weil gegenwärtig weder die Chaudhary noch Gerichtspräsidentin Rickli oder Florian Huggler greifbar sind, war mir dabei sehr wohl bewusst.
Herr B. rief tatsächlich zurück, und wir führten ein zwar emotionales, aber am Ende sehr konstruktives Gespräch betreffend des weiteren Vorgehens. Herr B. erwies sich als geduldiger, aber auch sehr geschickter Zuhörer, der es aushält, wenn das Gegenüber zwischendurch Dampf ablassen muss. Er nahm sich Zeit, hörte mir zu und gab mir das Gefühl, mich in meinen Überlegungen und Anliegen ernst zu nehmen. Damit schaffte der Leiter der Erziehungsberatung es, meine Mauer aus arroganter Abwehr Stück für Stück zu durchbrechen. Am Ende war ich sogar in der Lage, ihm zu sagen, wie traurig mich diese Entfremdungssituation im Grunde macht, und dass ich einfach keinen Weg fände, mit der Geschichte abzuschliessen. Ich hatte Tränen in den Augen, als ich mich am Ende für sein Zuhören bedankte.
Gemeinsam mit der Superpsy analysierte ich daraufhin das Encounter mit Herrn Zuber. Wir kamen überein, dass es sich dabei – wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin – primär um einen Racheakt meinerseits gehandelt hatte. Endlich hatte ich Zuber die Missachtung von 2019 heimgezahlt. Nicht ich hatte fluchtartig das Büro verlassen, sondern er hatte sich der Situation entziehen müssen.
Obgleich mir damit ein kleiner persönlicher Sieg über die Fachpersonen-Maschinerie gelungen ist, ist es natürlich unbestritten, dass derartige Machtkämpfe enorm kräfteraubend sind. Nebst der Rache ging es mir ja auch darum, meine Anliegen als R.s Mutter einzubringen. Als sich die Patt-Situation zunehmend abzuzeichnen begann, hatte ich Zuber deshalb mehrfach verbale Rettungsringe zugeworfen, indem ich ihn ganz unverblümt fragte: „Was sehen Sie denn hinter dieser Arroganz, die Ihnen da gegenübersitzt?“ Er: „Mein Auftrag ist es, R. zu therapieren, nicht Sie.“ Aber ich bin die Mutter, die ihr Kind seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Oder: „Es erstaunt mich eigentlich, dass Sie uns sofort wieder erkannt haben, Herr Zuber.“ Er: „Sie sind mir ja letztes Mal aus dem Büro gelaufen. Das vergisst man nicht so schnell. Schliesslich war es das einzige Mal, dass mir so etwas passiert ist.“ Oh dear! Welch eine gestörte Frau! schliesslich versuchte er es noch mit der ultraplumpen Ich-Botschaftsnummer: „Ich fühle mich nicht gut. Sie tun nichts Anderes, als mir zu sagen, was ich alles falsch mache.“ Zugegebenermassen! Nachdem sich die Dynamik so richtig schön hochgeschaukelt hatte, war ich auch nicht mehr sparsam mit verbalen Giftpfeilen. Eiskalt erwiderte ich auf seine Befindlichkeitsrückmeldung: „Wissen Sie was? Ihre Gefühlslage interessiert mich nicht. Dafür bin ich nicht zuständig.“ Auch das alles Andere als konstruktiv, gewiss.
Lässt man die blanken Nerven, welche das Theater meinen Paps, Zuber und mich gekostet hat, mal weg, dann hatten wir am Dienstag Nachmittag entweder eine regelrechte Slapstick-Nummer oder dann einen Lernfilm zum Thema „do“ und „don’t“ für angehende Gesprächstherapeut*innen.
Aber wisst ihr was? Auf dem Nach Hauseweg von der Superpsy begann mir dieser alternde Herr Zuber doch tatsächlich leid zu tun! Ein richtig schlechtes Gewissen hatte ich, sodass ich kurzzeitig überlegte, mich per Mail bei ihm zu entschuldigen. Nichts war mehr übrig von diesem übermütigen Triumph, den ich nur Stunden zuvor empfunden hatte! Echt irritierend war das!
Heute Mittag aber kam dann quasi die Retourkutsche – und zwar über meinen Anwalt von der KESB Mittelland-Nord. Dass der Fall mittlerweile übertragen worden war, wusste ich bereits, doch dass der zugehörige KESB-Bericht erneut die Lügen der Chaudhary und des Gutachters Huggler kolportiert, versetzte mich vorübergehend in einen Zustand ohnmächtiger Wut. Wie, so fragte ich mich, soll ein Neuanfang mit der frisch eingesetzten Beiständin gelingen, wenn die sich – wie offenbar auch Zuber – ihr Bild von mir anhand dieser einseitigen Berichte bereits gemacht hat?
An arbeiten ist in einem solchen Zustand nicht zu denken. Da hilft nur ausgiebiges Spazierengehen mit Oak, begleitet von den Pfarrerstöchtern. Ihr Lieben! Das ist ein ganz hervorragender Podcast der Zeit, den ich neulich entdeckt habe!
Und mit dem Familiendrama zwischen dem Urvater Abram, seiner Gattin Sarai und deren Dienerin Hagar kam ich langsam wieder aus meiner Verzweiflung heraus. Manchmal muss man warten können, und manchmal kommt Hilfe, wenn man sich schon gar nicht mehr gesehen glaubt. Vielleicht muss ich mich doch nicht damit abfinden, mit dem Kainsmal auf der Stirn durchs Leben zu rennen, welches mir die Chaudhary mit ihrer Verleumdung vor zwei Jahren verpasst hat, und dessen Auswirkungen mich seither verfolgen wie ein böses Omen.
Auch solch selbsterfüllende Prophezeihungen wie am Dienstag bei Herrn Zuber müssen vielleicht nicht sein, wenn ich die neue Beiständin vor einem ersten Treffen anschreibe.
Und so habe ich der Sache – ganz entgegen meinem Vorsatz vom Mittag – eben doch noch einmal eine letzte Chance gegeben. Ich habe Frau Schw. angeschrieben und sie gebeten, sich vor einem ersten Treffen doch auch einmal unsere version der Geschehnisse durchzulesen. Eine Chronologie derselben findet sich ja im Kommentar zum Gutachten Huggler, den ich vor einiger Zeit hier auch schon online gestellt habe, und den ich ihr nun an die Mail anhängte.
Unterstützend ist, dass mir Stellenleiter B. gestern zugesichert hatte, dass ich auf ihn würde verweisen können. Vielleicht sind mein Paps und ich beim Erstgespräch mit Frau Schw. dann einmal nicht mehr so ganz mutterseelenallein in der Auseinandersetzung mit der Kinderzuteilungsmaschinerie!
Diesen letzten Versuch werde ich noch wagen. Eigentlich, so ist mir Heute beim Hören der Pfarrerstöchter aufgegangen, habe ich die Angelegenheit in meiner Verzweiflung ja schon mehrfach an den Höchsten übergeben. Aber im Endeffekt fehlt mir – wie auch der kinderlosen Urmutter Sarai – dann wohl doch das hierzu erforderliche, letztendliche Gottvertrauen, sodass ich nicht anders kann, als die Sache immer wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Einen Impuls, der bereits seit mehreren Jahren in mir schlummert, haben die Pfarrerstöchter aber definitiv wieder in mir geweckt, nämlich – ganz ohne Berufung zunächst! – doch noch Theologie zu studieren.
Diesen Entscheid werde ich jedoch unabhängig davon fällen, ob der Versuch mit Frau Schw. klappt. Ganz ehrlich! Mit Gott kann man nicht dealen… Oder doch?