Ihr Lieben da draussen!
Ich weiss Heute gar nicht, womit ich anfangen soll. Ich übersprudle beinahe vor Gedanken, Gefühlen und Geschichten, die ich unbedingt mit euch teilen muss. Zuerst jedoch möchte ich mich – und das werde ich nicht oft genug können – so fest bei euch Allen bedanken.
Dafür, dass ihr euch jeden Tag eine Viertelstunde Zeit nehmt, um unsere Geschichte zu lesen.
Dafür, dass ihr es mir nicht übel nehmt, wenn sich dabei immer wieder Rückblenden, Gedankensplitter oder – wie am Samstag – sogar politische Pamphlete mit einschleichen.
Dafür, dass ihr Anteil nehmt, dass ihr mir Feedback gebt, dass ihr mich – und dies teilweise nach Jahren der Funkstille – wieder kontaktiert. Damit macht ihr diese Geschichte noch lebendiger, denn mit vielen von euch habe ich ein Stück meines Lebens geteilt; Heute teilen wir die Erinnerungen daran.
Bitte entschuldigt, wenn ich nicht immer sofort antworte. Mein Tagesablauf ist momentan relativ durchgetaktet; wahrscheinlich brauche ich diese Routine, um im Schreibfluss zu bleiben.
Viel Zeit verbringe ich draussen in der Natur mit Oak. Täglich legen wir zusammen zwischen acht und zwölf Kilometer zurück. Dabei höre ich manchmal Podcasts, doch neuerdings kann ich auch einfach wieder so spazieren gehen, ohne mich dabei konstant ablenken zu müssen. Ich ertrage es wieder, die Gedanken kommen und gehen zu lassen; nicht selten überlege ich mir, zu welchem Thema ich nachher bloggen werde.
Dazwischen erledige ich Telefonate mit Klienten, date meinen Facebook-Account mit den neuesten Schreckensmeldungen aus Nordäthiopien auf und sorge dafür, dass ich mich nicht nur von Fertigpizzas ernähre.
Weil mein Mann gegenwärtig nicht da ist, bin ich froh, dass mir unsere Mitbewohnerin P. Gesellschaft leistet. Es ist für mich beruhigend zu wissen, wenn noch jemand Anderes in der Wohnung ist. Dabei brauche ich keinen ständigen Chitchat, es ist auch nicht immer so, dass wir gemeinsam kochen würden. Doch die Gewissheit, dass ich nicht ganz allein zu Hause bin, macht mich ruhig und gelassen.
Auf euch freue ich mich jetzt jeden Tag, genauso wie vorher auf mein tägliches High Intensity Intervall Training auf dem Hometrainer, mit dessen Hilfe ich mir nicht nur das Rauchen abgewöhnt, sondern auch dafür gesorgt habe, dass ich in der Nacht einigermassen durchschlafen konnte.
Momentan seid ihr mein tägliches HIIT-Training, indem ihr mich sowohl intellektuell wie auch emotional zu Höchstleistungen anstachelt. Aber es ist ein schönes Gefühl, dass ihr da seid, und ich sehe es als Geschenk, das Erlebte mit euch teilen zu können. Nicht nur, dass ihr damit meine Superpsy und meinen armen Paps entlastet; euer Mitlesen ist quasi ein Echoraum, der mir dabei hilft, meine Sprachlosigkeit über das, was R. und mir widerfahren ist, zu überwinden. Ohne es zu wissen, spornt ihr mich immer wieder dazu an, Worte für den Schmerz, die Wut, aber auch die Liebe und die Zärtlichkeit zu finden, die in mir aufsteigen, sobald ich an R. denke.
Danke dafür!